Brummfisch

I fish, therefore I brumm.

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Kamakura

November 12th, 2007 · 1 Comment

Heute habe ich also eine kleine Shopping-Pause eingelegt und bin voll kulturmäßig nach Kamakura gefahren, wo alles noch so ist wie im alten Tokio. Plus eine Masse an Touristen, die waren im alten Tokio sicher nicht unterwegs.

Zu allererst besichtigte ich dort einen Tempel, in dem angeblich ein Zahn des Buddha aufbewahrt wird. Falls übrigens einer sehen will, wo ich meinen ersten ausgefallenen Milchzahn aufbewahre, kann ich da auch gern Eintritt verlangen. In die Wohnung natürlich, den Zahn selber kriegt ihr nicht zu sehen. Aber schöner war der Tempel schon gelegen als unsere Wohnung (nichts gegen unser Stadtviertel, aber Kamakura war dann doch etwas pittoresker).

Dann ging es weiter zu einem äußerst berühmten Schrein (Hachiman-gu). Dort machte ich natürlich drei Milliarden Fotos, und dann sah ich, dass man für 100 Yen seine Zukunft voraussagen lassen konnte. Das funktionierte so, dass man eine Schatulle schüttelte, und dann fiel ein Stöckchen mit einer Nummer drauf heraus. Die tauschte man dann gegen ein Papier ein, auf dem stand die Voraussage, und dann musste man die an einen Baum knoten - vermutlich, damit sie in Erfüllung geht. Prima, dachte ich, weil ich kenne ja nur Voraussagen von Glückskeksen a la “Erfolg steht vor der Tür”. Weit gefehlt! Meine Voraussage war ganz mies, und sagte, dass es bei mir sowohl im Beruf als auch im Liebesleben jetzt total doll den Bach runtergehen würde, und auf jeden Fall solle ich ältere Menschen ehren, das könne ja nicht schaden. Na super. Da hab ich schon eine Weile überlegt, ob ich das an den Baum knoten sollte. Ich hab’s dann mal trotzdem drangemacht, weil ich dachte, dann können die Götter vom Schrein mal einen Blick drauf werfen und vielleicht noch was tun.

Vermutlich war das die Touri-Vorhersage, und alle anderen kriegen auf Japanisch “Erfolg steht vor der Tür”. Naja. Jedenfalls waren außer mir noch massig andere Leute da bei der Vorhersage, die schienen alle erfreut. (Nein, jetzt habe ich mal nachgegoogelt und laut hier habe ich alles richtig gemacht, puh.)

Es war auch ziemlich viel los, am Freitag ist nämlich shichi-go-san, wo alle mit ihren kleinen Kindern im Kimono zum Schrein gehen, und ein paar waren jetzt schon da. Ganz reizend, die kleinen Mädchen mit ihren Schleifchen hintendran und auch die kleinen Jungs im Kimono (einer hob seinen an und trug darunter Sneaker mit Camouflage-Muster, hehe).

Anschließend wanderte ich die Meile entlang, wo normalerweise die Kirschblüte ist, zumindest wenn da eine ist. Im Moment waren da nur Souvenirshops. Wo ich natürlich gleich Dinge einkaufte, man hat ja noch Yen in de Täsch. Am Bahnhof Hase dann rechts abgebogen zum nächsten Tempel, oben auf dem Berg mit Aussicht. Da drehte ich am Rad (also an einem großen gigantischen Rad), in dem man die Buddha-Schriften aufbewahrt, was dann so zählt, als hätte man sie alle gelesen. Wie praktisch! Hätte das doch damals in der Uni auch so funktioniert, das hätte viel Zeit gespart. Ich hab also jetzt alle Buddha-Schriften da vom Tempel gelesen, bittesehr.

Und wo ich seine Schriften schon kannte, ging ich auch noch zum Daibutsu, der da im Tempel nebenan schön entspannt saß (nebenan waren seine Schlappen aufgehängt, riesengroß aus Stroh). Etwas würdelos war die Tatsache, dass man für 20 Yen dem Buddha quasi in den Hintern kriechen konnte. Habe ich natürlich gemacht, mein Karma kann ja nun offensichtlich nicht schlechter werden.

Anschließend fuhr ich mit der Bahn wieder zurück nach Tokio (am Bahnhof Hase nochmal eingekauft im 100 Yen-Shop, wo es doch so billich ist). Drin in der Bahn hatte ich einen Sitzplatz, und dann kam ein altes japanisches Ömchen angehumpelt mit Stock und ich sprang auf, denn ich dachte an mein Orakel, das mir ja ans Herz gelegt hatte, die Alten zu ehren. Und siehe da, das Ömchen war hocherfreut und überreichte mir mit Dankesworten feierlich … eine Packung Taschentücher. Ähm, danke, japanische Oma. Naja, Taschentücher sind ja auch irgendwie gutes Karma. Auch wenn man in Japan nicht öffentlich schneuzen soll. Wozu die einem überall Taschentücher andrehen, weiß keiner…viele Japaner tragen ja auch einen Mundschutz, vermutlich, damit keiner merkt, wenn die Nase läuft. Ãœbrigens ist es in Japan auch total unhöflich, im Gehen zu essen, was oft blöd ist, weil es leckre Dinge am Straßenrand gibt, man aber immer in einer Ecke sitzen muss, bis man sie weggeschnabuliert hat.

Wieder in Tokio angekommen, war ich also erstmal (sitzend) essen, Running Sushi im Hauptbahnhof. Da konnte man mal wieder sehen, wie das Leben so in Tokio anders ist: Die Leute im Hauptbahnhof stellten nämlich alle ihre Taschen und Mäntel hinten auf ein Brett und spazierten dann sorglos nach vorne zum Fließband und kümmerten sich nicht mehr weiter um ihr Gepäck. Probier das mal im Münchner HBF, herzlichen Glückwunsch, wenn nach dem Essen deine Tasche noch da ist.

Dann besichtigte ich noch die Ginza, die so ähnlich aussieht wie die 5th Avenue in New York, also viel Leuchtreklamen und teure Kaufhäuser. Da hätte man gern viel Stil und noch mehr Geld. Habe ich aber nicht, also hält sich die Attraktion da in Grenzen. Ach ja, viel interessanter war übrigens die (einkaufsthematisch ähnliche) Straße “Omote-sando”, wo ich gestern war. Auf der war es nämlich menschenmengentechnisch wirklich so, wie man sich immer die 5th Avenue vorstellt nach den Fernsehbildern. Auf der Ginza wie auf der 5th Avenue fühlt sich das hingegen zumindest realiter nicht so voll an.

Jetzt bin ich einigermaßen alle und habe mich frühzeitig in mein Hotelzimmer begeben mit kleinen Wasabi-Erbsen als Snack und einem kalten royalen Tee aus der Dose.

ETA: Falls ihr übrigens wissen wollt, wie sich Tokio anhört, müsst ihr hier klicken, denn diese Leute haben nicht nur überall Lautsprecher angebracht, aus denen ihr Song ertönt, sondern auch LKWs angeheuert, die durch die Stadt fahren, damit auch noch der letzte Winkel beschallt wird. Insofern hört man konstant nur dieses Lied, das Dieter Bohlen nicht hätte schöner schreiben können. Wobei ich letztens nachts die Combo (”w-inds” übrigens) live auftreten hörte, und Schreck lass nach! da hätte sogar Herr Perlman weiland bei seiner Castingshow abgewunken trotz der attraktiven Knabenkörper. Aber J-Pop ist nicht so meins, wenn man wild die japanischen Silben in die Musik zwängt und die Metrik so gräuslich missachtet, dass es sogar mir auffällt. Schön auch die Namen, meine Lieblingsgruppe in dieser Hinsicht sind ja “Bump of Chicken”, hahaha!

Tags: Gelaber

1 response so far ↓

  • 1 Flo // Nov 13, 2007 at 3:50 pm

    Warum fahren w-inds eigentlich in einem für sie viel zu grossen Citroen um die Kurve? Der Bub am Steuer kommt ja noch nichtmal gscheit ans Lenkrad!

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