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The Dark Knight

August 15th, 2008 · No Comments

Heute waren wir mal zur Abwechslung nicht in der Sneak, sondern tatsächlich in einem Film, wo wir wussten, was kommt. Nämlich Batman. Den muss man gesehen haben, der hat ja alle Rekorde gebrochen und so, und der arme Heath Ledger ist ja auch nun tot, insofern ein Meilenstein der Filmgeschichte.

Folgendes: Nach diesem Film haben wir jetzt alle Angst vor Heath Ledger. Für morgen wurde daher spontan ein “10 Things I Hate About You” Marathon angesetzt, damit wir ihn nicht mit Joker-Gesicht nachts unter unserem Bett hervorlugen sehen. Ganz großes Kino, wir waren uns alle einig: Da wäre der gemunkelte posthume Oscar auf keinen Fall falsch platziert. Man hat ja da auch einen ganz guten Vergleich, nämlich mit Jack Nicholson in den alten Batman-Filmen. Und da ist ein Unterschied deutlich ersichtlich: Nicholsons Joker war einfach nur wahnsinnig, der Joker von Heath Ledger war a) komplett wahnsinnig, b) gleichzeitig aber eigentlich relativ geistig normal und damit c) ziemlich psychopathisch. Daher die Angst davor, ihm tatsächlich irgendwo im Dunkeln zu begegnen, die hatte man bei Nicholson nie (oder zumindest nicht mehr Angst als davor, dem echten Jack Nicholson im Dunkeln zu begegnen, brrr!)

Das liegt natürlich auch an der Art des Films: Die alten Batmans waren überzeichnete Comic-Verfilmungen, die neuen sind ja eher dunkle Psychodramen, wo auch mal was explodiert. Insofern liegt da sicherlich auch viel an der Regie von Herrn Nolan. Wobei ich sagen muss, dass mich der erste Nolan-Film irgendwie relativ kalt ließ, insofern hat mir hier offensichtlich der Herr Ledger den Film komplett ins Plus gerückt. Die Nolan-Batmans sind nämlich so eintönig und farblos, und wenn nicht der Herr Ledger mit seinem lila Anzug und der fiesen Zunge angsteinflößend durchs Bild geturnt wäre, weiß ich nicht, ob ich den Film so prickelnd gefunden hätte. Vor allem nach 2,5 Stunden. Wir saßen auch in der 4. Reihe, da hat mich die dustere Action mal wieder gelegentlich komplett überfordert. Geiseln, Bösewichter, Hunde, Joker, Batman, alles im Dunkeln und mit Weitwinkeln, da hat man schon schnell den Faden verloren.

Die Handlung vom Film war grundsätzlich auch nix Neues. Mir fehlte so ein bisschen der psychologische Spannungsbogen aus dem “Dark Knight Returns”-Comic zwischen Joker und Batman. Im Comic ging es irgendwie darum, dass Joker und Batman quasi die selbe Person sind, nur auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes, aber beide irgendwie Freaks. Und das wurde in diesem Film zwar per Dialog thematisiert, aber man wäre da von selbst glaube ich eher nicht draufgekommen, was meines Erachtens hauptsächlich an der etwas laschen (wenngleich auch optisch hervorragenden) Darstellung von Herrn Bale lag. Tell, don’t show sozusagen. Der Herr Bale sah nämlich zwar gut aus in seinem Tuxedo sowie dem Batman-Outfit, gab aber vom Tiefgang eigentlich nicht wirklich viel her und nuschelte die meiste Zeit über in seinen Vocoder.

Der Rest der Schauspieler fügte sich ebenfalls mehr oder weniger harmonisch ins Grau in Grau des Set-Designs. Herrn Oldman hielt ich erst mal für Edward James Olmos, bis mir der Mangel an Akne-Narben zu denken gab. Bei Frau Gyllenhaal beschwerten sich alle drüber, dass sie nicht gut genug aussah - hallo, “Holzklotz Holmes” oder “Rotnaso Dunst” wären euch wohl lieber gewesen, ihr blasse-Optik-Fetischisten? Oder die Dingenskirchen aus der Anatomy, deren Appeal sich mir ja komplett entzieht, ich erkenn die aber ja auch nie unter all den anderen generischen Blondinen wieder. War die nicht auch in King Kong? Die erkenn ich auch nie - aber ich schweife ab. Jedenfalls war das von Frau G. auch keine schauspielerische Glanzleistung, aber s.o.; Frank Miller und die Frauendarstellung, was will man da machen. Und dann gab es da noch den Herr Eckhart, der eigentlich den spielte, den er immer spielt. Alles in allem solide, aber nicht herausragend.

Aber, um es noch einmal zu erwähnen, der Herr Ledger. Wahnsinn! Oy!!!! Da fehlen die Worte. Eigentlich hätte der Film nicht “The Dark Knight”, sondern vielleicht “Joker Begins” heißen sollen, denn der Fokus lag irgendwie nicht wirklich auf Batman. Wobei ja leider mit “Begins” nicht viel ist, sondern wir jetzt mit dieser Performance von Heath Ledger Abschied nehmen müssen, und zwar tun wir das mit einem weinenden und noch einem weinenden Auge. Und allein für die Joker-Performance verleihe ich dem Film 11 von 10 möglichen Jokerkarten, denn die muss man gesehen haben.

Für den Film selber ziehe ich aber 2 Punkte wieder ab, und zwar junter anderem dafür, dass der Film so lang war, dass mir irgendwann der Hintern wehtat. Und dabei geht es mir hauptsächlich um Szenen, wo man sich fragt: “He, warum steht jetzt Batman mit wehendem Mantel mürrisch auf dem dunklen Dach rum, wo doch schon 2 Stunden ins Land gezogen sind und ich Heath Ledger schon lange nicht mehr gesehen habe, und mein Hintern tut auch weh?” Das muss nicht sein, Herr Nolan.

Insgesamt also 9 Jokerkarten für den Batman. Für Leute, die gerne Comicverfilmungen sehen, und die keine Alpträume kriegen, wenn sie Clowns sehen. Nicht geeignet: Für meine Mutter und für Leute, die Schwierigkeiten mit brutalen Szenen haben, in denen Bleistifte vorkommen. Außerdem: Leute, die Grautöne und dunkle Farben nicht so gut unterscheiden können, sollten vielleicht warten, bis die DVD rauskommt und man den Kontrast so einstellen kann, dass man die Guten von den Bösen von den Hunden unterscheiden kann.

Tags: Ein Kino-Mon berichtet

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