Brummfisch

I fish, therefore I brumm.

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Namja Parbat

December 16th, 2009 · No Comments

Heute war ich in Ikebukuro, shoppen im Sunshine 60 (Mall!) sowie in allen Mangastores der dortigen Umgebung.

Dabe übte ich wieder fleißig mein Japanisch. Langsam habe ich aber den Eindruck, a) dass das nicht besonders von Erfolg gekrönt ist und b) dass ich zu viele japanische Variety-Shows schaue, weil ich bei allen Sachen, die ich auf japanisch sage, vor meinem geistigen Auge über meinem Kopf ein großes rotes X sehe, einen hupenden Ton und Katakana, die buchstabieren “JAPANESE FAIL”. Wenn die Leute aber auch immer Dinge zu mir sagen, die ich nicht erwarte.

Zum Beispiel. An der Kasse sagen die Leute ja ständig zu einem “Haben Sie denn unsere 1a Mitgliedskarte?” und dann “Wollen Sie denn unsere 1a Mitgliedskarte”, also hör ich schon gar nicht mehr hin und sag immer zwei Mal IIEEE (”Nein/No/Non/Njet”). Ich also im Mangastore, und der Mann sagt BLABLA POINTO CARDO. Ich also IIEEE!! Der Mann sagt weiterhin BLABLABLA. Ich also wieder IIEEEE!! Der Mann *schaut entgeistert*. Wiederholt BLABLABLA. Deutet auf den altersbeschränkten Manga. Ich so HÄ? IIEEE? Der Mann *seufzt* Do you speak English? Ich *schamesrot* Er: will meinen Ausweis sehen. Ja, das kann doch keiner ahnen, dass irgendwo auf der Welt noch mein Ausweis bei “Sind Sie über 18?” kontrolliert wird. Mja.

Als Ausgleich ging ich dann, um mein Alter zumindest mental herunterzuschrauben, in der Mall in NAMJA TOWN, was ich die letzten Male total übersehen hatte - das ist nämlich ein Vergnügungspark mitten in der Mall. Toll! Namja Town überforderte mich leicht, weil drin waren hauptsächlich blinkende und hupende Automaten, und in der Mitte eine Stadt aufgebaut. Die war allerdings aber eine Geisterbahn zum Durchgehen, was ich aber erst merkte, als ich vergnügt auf einen Klingelknopf drückte, und ein Zombie vor mir schreiend herunterklappte. Waah!!! Meine Nerven!! Zur Beruhigung machte ich kleine PURIKURA von mir vor sparkly Hintergrund. Das ist toll und mcht viel Freude. Nervenstark konnte ich so auch durch ICECREAM CITY gehen, ohne mir große Mengen an Eis zu kaufen.

Ansonsten war drin wie übrigens gerade überall in GANZ TOKIO ein Riesen-Rummel um den neuen “One Piece”-Film. Damit kenn ich mich nicht aus, weil One Piece ist so ziemlich der einzige Manga, den ich nicht lese. Der Film aber sieht zumindest ganz witzig aus. Vielleicht gehe ich noch rein, aber das wird schwierig, denn er ist AUSVERKAUFT! Die Schlange vor dem Kino war gigantisch.

Nach einer Stunde floh ich wieder aus Namja Town; gerade rechtzeitig um den Auftritt eines ältlichen japanischen Sängers zu erleben, der vage aussah wie Elvis, und offensichtlich da war, um seine neue CD zu promoten.

Dabei erinnerte der Mann zwar vage an Roy Black in seinen schlechtesten Zeiten, hatte aber dennoch einen kleinen Fanclub von Omis mitgebracht, die eifrig die Fächer mit “Roy Black, ich will ein Kind von dir” drauf geschrieben schwenkten. Da hatte ich einen kleinen - Flashback ist es ja nicht, wenn man in die Zukunft schaut, vielleicht einen Flashforward? - also einen kleinen Flashforward, wie ich mit 70 Jahren meinen Matsumoto-Fächer umklammernd in einer japanischen Mall sitze. Hoffentlich hat dann vorher noch einer meine ID gecheckt. Wobei, der Matsumoto hat ja Johnny im Rücken, der hoffentlich testamentarisch festgelegt hat, dass Mallauftritte seiner Buben auch im hohen Alter nicht erlaubt sind.

Aber trotz Roy-Black-Erinnerungen und schlecht sitzendem Elvis-Outfit: Wahnsinn, was da für ein Auflauf und Kreischen war! Massen an Fotografen und Kameras, die den Mann in verschiedenen Posen (Zeigefinger nach vorn! Augen nach rechts! Augen nach links!) und mit einem Korb Erdbeeren in der Hand (?) fotografierten. Ich kann mir nur vage vorstellen, wie das ist, wenn die Arashis irgendwo auflaufen, vermutlich braucht man dann mehrere hundert schwergewichtige Sumo-Aufpasser, dass die nicht niedergetrampelt werden.

Ich hatte aber ja nun schon ein Foto vom Elvis und dem Fanclub gemacht, bevor ich den schmächtigen Aufpasser sah, der ein “Nicht fotografieren” Schild umklammerte. Dann machte ich mich rasch vom Acker. Die Karaoke-Lieder singen sich schließlich nicht von allein! Im Karoke-Kan dann die Erkenntnis: Ja, Joy und Hyper sind die Karaokemaschinen, und jetzt weiß ich auch, dass man “Joy” besser nicht ankreuzt, denn die Maschine hat a) nur unbenotierte Kanji, so dass man, wenn man das Zeichen nicht kennt, gezwungen ist *murmelmurmel* zu singen (mööööp XXX *JAPANESE FAIL* XXX), und b) kennt man nachher alle Locations in Hongkong, weil man da nur Videos von komischen Chinesen hinterlegt hat, die leidend durch die Stadt spazieren. Spontan erfinde ich eine neue Beleidigung “He, du spielst doch schau im Karaoke-Video!!!”

Nach dem Singen flugs die Mangas ins Hotel gebracht und dann zum Essen. Da klingelte mein Handy (WAS DAS KOSTET!) Aber zum Glück ging ich ran, denn es war ein Lieferant, der mir morgen mein neues Bett bringen wollte. Ich bin ja aber nun nicht da und auch die Wohnung ist noch nicht bezogen, insofern musste ich ihn auf später vertrösten. Dann saß ich etwas mürrisch rum und dachte mir “Gern würde ich noch etwas Karaoke singen”, bis mir auffiel - warum gehe ich nicht einfach noch Karaoke singen? Weil ich es kann!

Ich also fröhlich zum Ekel-Oke um die Ecke (mit den unfreundlichen schmierigen Einweisern, was für Japan ja eine Seltenheit ist). Dort wies man mich schroff ab: Eine Stunde Wartezeit. Jo, genau, wie ich mich so umsah, trieb in der Lobby praktisch der sprichwörtliche Busch durch. Aber ich kann ja mein Geld auch in andere Karaoke-Kans tragen, ist ja nicht so, als wär das der einzige Ort für Karaoke in Japan. Fun Fact übrigens: Habe ich schon mal erwähnt, dass wenn man “Karaoke” auf dem Handy mit T9 buchstabiert, erst mal “Japan” draus wird? Aber das nur am Rande.

Ich also zum zweiten Karaoke-Kan, da stand aber ein mysteriöser Aufpasser davor mit einer Registrierkasse, und ich wusste nicht so recht, was der da macht. Dann ging aber eine Horde Jugendlicher durch und er kontrollierte ihre ID (!) Aha! Nicht, dass minderjährige Jugendliche so wie ich sich nachts noch rumtreiben. Da aber nun die Lobby mit Jugendlichen voll war, beschloss ich, mich nach einer dritten Location umzusehen. Auf dem Weg dahin schaute ich in meinem Wörterbuch nach, was “Ausweis bitte” auf Japanisch heißt, damit ich diesmal vorbereitet wäre.

Am dritten Karaoke-Kan. Auf dem Weg dahin bereue ich mein Versäumnis, nicht vorher ein zwei drei Flaschen Whiskey getrunken zu haben, und ich erfand spontan zu meiner Beleidigung noch ein Sprichwort: “Wer nachts in Shibuya unterwegs ist, hat ZU WENIG getrunken außer er ist HACKEDICHT”, weil alle anderen hatten offensichtlich das Versäumnis nicht begangen.

Die Lobby vom dritten Karaoke-Kan war leer. Ich steuere also auf die Tür zu, da springt mir von rechts ein Aufpasser in die Quere. Aha! Kenn ich, kenn ich. Der Aufpasser BLABLA. Ich *will gerade selbstgefällig den Ausweis zücken und fange an in der Tasche zu kramen, als langsam durch mein Gehirn sickert, dass das Wort für “Ausweis” im BLABLA nicht vorgekommen ist* Der Aufpasser seufzt. HOW MANY PERSON? Ich mööööp XXX *JAPANESE FAIL* XXX Aber warum muss ich denn dem Aufpasser sagen, dass ich alleine unterwegs bin? Der sieht mich doch da reingehen. Wo sollen denn die anderen Leute herkommen? Hat man Angst, dass da plötzlich eine Stampede Gaijins um die Ecke biegt und wüst ins Karaoke-Kan einfällt? Egal.

Im Karaoke-Kan oben im vierten Stock ist der Teufel los, Horden von japanischen Geschäftsleuten grölen das japanische Äquivalent von “Moskau, Moskau”, schütteln Tamburine und tanzen (so wie es sich zumindest anhört) auf den Tischen in der Karaokebox. Ich werfe sogleich “Fight Song” an und brülle “OI OI OI” - hier ist es auch egal, ob mich wer hört oder nicht.

Anschließend wieder zurück durch die alkoholgeschwängerten Straßen, ins Hotel. Morgen ist schließlich Kulturtag, ich will in den Tempel und ins Museum. Und dann nach Shinjuku, Weihnachtslichter angucken. Wobei, ich sah gestern schon vor einem überdimensioniert puschligen Weihnachtsbaum festlich dekorierte Rentiere und die sahen so aus, dass ich dann den ganzen Tag überlegen musste, wie die Zombiepferde heißen, die bei Harry Potter die Wägen nach Hogwarts ziehen (Google is my friend “Thestrals“). Aber auch das nur am Rande, vielleicht sollte ich, bevor ich nach Shinjuku fahre, etwas trinken, das kann ja nicht schaden, dann sind auch die Weihnachtslichter total romantisch und die Rentiere hübsch.

Tags: Gelaber

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