Brummfisch

I fish, therefore I brumm.

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Walk the Line

January 7th, 2006 · 3 Comments

Also erst mal bitte eine kleine Gedenkminute - bitte beachten Sie die Schweine, die draußen vorbeiflattern, während die Temperaturen in Luzifers Reich gen Nullpunkt streben - heute habe ich doch tatsächlich mal einen Film in der Sneak Preview gesehen, den ich auch wirklich gerne sehen wollte: Walk the Line, das Biopic über Johnny Cash. Ich bin nämlich ein großer Johnny Cash-Fan.

Hello, I’m Johnny Cash.

Wie manche Leute wissen, wo sie waren, als John Lennon erschossen wurde, weiß ich noch genau, wo ich Johnny Cash das erste Mal sah, nämlich nicht singenderweise, sondern in einer Columbo-Folge, was sowohl meine Zuneigung zu dem knautschigen kleinen “Ich hätte da noch eine Frage” Trenchcoatträger zementierte, als mich auch auf die Suche nach einer Johnny Cash-CD gehen ließ. Ich bin wohl nicht die einzige, die eine solche besitzt, habe ich mir sagen lassen…

So ein Mythos ist natürlich immer schwer einzufangen und Hut ab und alle Achtung: In diesem Film klappt das ganz vorzüglich. Klar, die Handlung ist selbst dem bekannt, der nie vom Herrn Cash was gehört hat: Junge hat schwere Kindheit, Junge hat den Blues, Junge wird berühmt, Junge nimmt Drogen, Absturz und Wiederauferstehung. Noch eine Ehefrau und eine potenzielle Geliebte als inspirierende Muse dazu: Nix Neues wirklich im Staate Dänemark. Wer sich noch vage an “Ray” erinnert, weiß: Der Bluesmusiker braucht halt was zum Unglücklichsein, da fängt der Blues ja auch erst richtig an.

Aber der Film steht und fällt mit den Hauptdarstellern: Und da wäre vor allem einer zu nennen: Joaquin Phoenix (den angeblich Herr Cash selbst für die Rolle ausgesucht hat, nachdem er Gladiator gesehen hat) fängt den Johnny mit all seinen Höhen und Tiefen dermaßen ein, dass man den Oscar direkt ohne Abstimmung bei ihm vorbeitragen möchte (und singt dabei übrigens selber, Doppel-Hut ab vor Herrn Phoenix, mein lieber Herr Gesangsverein (pun intended)!!). Wenn er auf der Bühne “Cry, cry, cry” anstimmt, möchte man sich mit den Groupies vor der Bühne die Haare raufen, wenn er traurig am Tisch sitzt, während seine Ehefrau nörgelt, verzeiht man ihm alle Seitensprünge und wenn er vor Verzweiflung, weil ihn die Liebe seines Lebens nicht haben will, den Drogen verfällt und irre über die Bühne in Las Vegas springt, dann wird einem ganz anders.

Ebenso großartig: Reese Witherspoon als June Carter, ebenfalls mit eigenem Gesang (ein erneuter Doppel-Hut!!) - da versteht man, warum Johnny Ehe, Karriere und Gesundheit aufs Spiel setzt, ich hätte sie auch heiraten wollen. Ganz zu schweigen von der Chemie mit Joaquin, da knistert es nicht nur, da brennen ganze 4th of July-Feuerwerke ab.

Das Gerüst des Films ist dabei weniger die Handlung, sondern besteht vielmehr aus Nummern von Johnny, June und Band, die mit wenigen Handgriffen der Inszenierung genau das jeweilige Seelenleben des Vortragenden nach außen kehren: Zu Beginn der Karriere tief aus der Seele “I shot a man in Reno just to watch him die”, auf der ersten Tour überschwänglich-fröhlich-swingende Songs, später feurige Duette mit June, die auch alleine auf der Bühne eine gute Figur macht, blau beleuchtet als ruhender Pol zum unruhig suchenden höllisch roten Johnny.

Klar, der Film muss nicht mehr viel tun, als den Zuschauer leicht in die richtige Richtung schieben, ab und zu hakelt es auch, wenn tief in die emotionale Wühlkiste gegriffen wird. Aber das nimmt man gern in Kauf, wenn der Film in einem großen Kreis wieder zu seinem Anfang zurückkehrt und man beim Konzert im Folsom-Gefängnis die Energie förmlich von der Leinwand wabern spürt.

Uneingeschränkt zu empfehlen, auch wenn man “Ring of Fire” nicht auswendig intonieren kann (Testpersonen hierzu wurden nach dem Film befragt!) 9,5 von 10 möglichen “Elvis has left the buildings”. Go see it when it opens.

Und wer den Film dann gesehen hat, der kann sich hier noch einmal das großartige Video ansehen, in dem der echte Johnny Cash kurz vor seinem Tod “Hurt” von den Nine Inch Nails singt.

Tags: Ein Kino-Mon berichtet

3 responses so far ↓

  • 1 Hith // Jan 7, 2006 at 12:18 pm

    Oh, ja, ich muss mich auch als Johnny Cash Fan outen und freue mich schon auf diesen Film, der hier bei uns in einem Duble-Feature, mit einem seiner Konzerte im Anschluss gezeigt wird. Jetzt freue ich mich noch mehr drauf! Schön!

  • 2 tier // Jan 7, 2006 at 5:51 pm

    go johnny! ich will den film aaaaauch sehen. dank deinem eintrag habe ich bereits angefangen zu sabbern! :)

  • 3 liane // Feb 24, 2006 at 8:56 am

    Danke für das Video!

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