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V for Vendetta

April 14th, 2006 · 3 Comments

Man hat ja fast nie Freude, wenn man Filme anschaut, die auf einer Comic-Vorlage beruhen, und in meinem Gedächtnis schlummern auch noch schlimme Erinnerungen an die letzte Alan-Moore-Verfilmung (die League of Extraordinary Gentleman, einer der wenigen Filme, die ich nicht bis zum Ende durchgehalten habe. Witzigerweise las ich ein halbes Jahr später den Comic und dachte mir nach der Hälfte: “Mann, das ist brilliant, hoffentlich wird das mal verfilmt” - bis ich mich wieder an die schreckliche Wahrheit, Sean Connery und Tom Sawyer erinnerte).

Über V for Vendetta hatte ich jedoch Gutes gehört, also bitte, man ist ja optimistisch. Hm. Nun. Vielleicht fange ich erst einmal mit der Handlung an: Großbritannien, wir schreiben das Jahr 2020. Wie es gerne mal so ist in zukunftsorientierten Filmen, sind mal wieder die Faschisten an der Macht (geführt von John Hurt), und wie immer ist auch einer dagegen. In dem Fall handelt es sich um einen Mann, der sich V nennt; den hat ein Regierungsexperiment schwer verstümmelt, weshalb er nun eine Maske und ein Kostüm trägt und vage aussieht wie eine Kreuzung aus Zorro und Pierrot. Ersterem entsprechend ist er aber auch 1a im Fechtkampf, und kündigt als Terrorist an, er würde in einem Jahr das Parlament in die Luft sprengen - mindestens 10 Verschwörungstheorien und eine Gehirnwäsche für Natalie Portman später ist es dann auch soweit. Und so.

Ein wenig mehr Subtilität hätte dem Film gut getan. Klar, man möchte Parallelen ziehen zu Bush & Co. (Alan Moore schrieb das Ding übrigens in den 80er Jahren und spielte auf den Kalten Krieg an, hier hat man geupdated), aber warum müssen die Bösewichter immer voll durchgeknallte Big-Brother-mäßige Faschisten sein - inklusive rot-schwarzer martialischer Flagge und Stechschritt? Das rührt doch wenig an, da denkt man nur “Warum sind die Engländer so blöd, dass die nicht merken, dass John Hurt da ein totaler Nazi ist”. Wäre die Regierung einfach nur eine Regierung, wäre das Ganze viel brutaler und weniger … naja, comic-haft, und würde damit stärker an die Grenzen gehen (vielleicht nicht so nah an der Vorlage? Habe sie nicht selbst gelesen).

Aber da spielt sicher auch das grundsätzliche Problem Transfer Comic - Film eine Rolle: Was gut aussieht auf drei gezeichneten Panels, muss nicht unbedingt auf Zelluloid auch gut wirken. Und damit wären wir auch schon bei der Gesichtsmaske von V. Im Comic ist so ein Ding sicher schön stilistisch, irgendwie venezianisch im Halbdunkel. Im Film aber sieht das Ding einfach albern aus und lässt zusätzlich keinerlei Ausdruck des Schauspielers zu, was a) das Verständnis enorm erschwert und b) die Chemie zwischen den Hauptdarstellern völlig auslöscht. Wenn Herr Vendetta mit seiner Cher-Perücke und der Rüschenschürze morgens ein Spiegelei brät, dann hat das viel Lächerliches und lenkt vage vom Fortschreiten der Handlung ab.

Dabei ist die Grundidee der Handlung schon ganz gut und diese soll ja auch zum Nachdenken anregen: Wenn die Regierung ihre Bevölkerung faschistisch unterdrückt, ist ein Gegeneinsatz dann Widerstand? Wo endet legitimer Widerstand und wo beginnt Terrorismus? Ist der Einsatz aller Mittel gerechtfertigt, wenn man nur auf das Ende sieht? Würden uns diese Fragen nicht mit dem Holzhammer um die Ohren gehauen, würden wir aber vielleicht lieber drüber nachdenken.

Zum Glück hat man ganz gute Schauspieler verpflichtet (Hugo Weaving als V lasse ich mal außen vor, von dem hat man nix gesehen). Stephen Rea als der Kommissar, der angeheuert wird, um den Terrorist zu finden, ist prima und wäre übrigens auch meine Idealbesetzung für den Cop aus “Fatherland”. Stephen Fry ist immer gut, und Natalie Portman spielt sich die Seele aus dem Leib und die Haare vom Kopf.

Außerdem sind ein paar ganz schöne Szenen drin (zum Beispiel die “Feuertaufe” versus die “Wassertaufe”, für den, der sich den Film ansehen mag), und wer freut sich nicht, wenn zur Feuerwerksouvertüre von Händel Dinge in die Luft fliegen.

Insgesamt ein Film, den man sich schon angucken kann, aber nicht muss. Für Freunde von Hellboy und vielleicht X-Men. Nichts für Neo-Konservative und erzkatholische Republikaner. Außerdem nicht zu empfehlen für Menschen mit Clown-Phobien und Allergien gegen schwarze Lederstiefel. Ich verleihe ihm mal 6 rote Racherosen von 10.

Tags: Ein Kino-Mon berichtet

3 responses so far ↓

  • 1 Marco // Apr 16, 2006 at 9:01 pm

    Ich fand den auch ganz ordentlich. Und an Guy Fawkes konnte ich mich noch aus dem Englisch Unterricht der 7. Klasse erinnern ;)

  • 2 einmon // Apr 16, 2006 at 10:45 pm

    Habe heute den Comic gelesen, der mir schon ziemlich gut gefallen hat (ein Kapitel besteht ganz grandios aus Noten mit gezeichneten Untertiteln). Kann ich nur empfehlen, sich den zu holen statt des Films.

  • 3 THart // Apr 20, 2006 at 4:44 pm

    Du schaust aber auch Sachen an… haette Dir die Sache mit der Maske vor der Nase nicht spanisch vorkommen muessen? Da werden doch ganz schlimme Erinnerungen an ganz schlimme Filme wach.

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